segunda-feira, 1 de abril de 2013

Energie und Kunst. Das Irren des Kulturmenschen von Tivadar Csontváry Kosztka

1500 Jahre Hunnenreich, Severus, Caligula und die römische Kultur, Attila, Palmyra, Ninives Ruinen, die ägyptischen Pyramiden, die Akropolis von Athen, Olympia, Indien, die Hagia Sophia, die Minarette und der Sonnen­tempel von Baalbek.

Zeugen großer Epochen in der Wiege der Kultur der menschlichen Entwick­lung, unsterbliche, weltbewegende Energien, von denen es lohnt zu sprechen.

Aber es lohnt auch zu sprechen über die Weisen vom Libanon, über die Zedern, die Stämme von sechs Meter Durchmesser haben, und auch von den 6000 Jahre alten Baumriesen. [...]

In dieser Weisheit ruht die Kunst des Schöpfers, und in dieser Kunst die Energie der Welt.

Energie und Kunst schlummern im Kern, in dem die Blume, das Obst, die Baumkrone und der Kern des künftigen Baumes leben: Sie schlummern im Ei, in dem die Raupe lebt, der Falter und das Ei des Falters. Sie schlummern im Eiweiß, in dem das Embryo lebt, das Eiweiß des Embryos und im Eiweiß das Embryo. Sie schlummern in der Luft, wo das unsichtbare Leben lebt, die Nahrung der Lunge, der Atem.

Nicht in einer aus Atomen bestehenden Welt leben wir, nicht mit blinden Fischen experimentieren wir, wir zählen nicht die Tropfen in der Tropfstein­höhle, sondern bewundern die Entwicklung von Hunderttausenden. [...] Wir haben also die Zeit nachzudenken, die Erschaffung der Welt zu erforschen und allen möglichen Theorien und predigenden Scharlatanen aufzusitzen.

Wie sind der allwissenden Bibel aufgesessen, dem nie gewesenen Babyloni­schen Turm;

Wir sind der Sintflut aufgesessen, der nie gebauten Arche Noah;

Wir sind aufgesessen der Meeresteilung am Roten Meer, der Durchque­rung, die nie geschah - der Honigquelle im trockenen Boden;

Wir sind aufgesessen dem arabischen Märchen über Adam und Eva, dem unbekannten Jagdgewehr Kains. Aber, wie wir diesen Dingen aufgesessen sind, so freuen wir uns über die hier, zu Hause gefertigten Wundermittel - wir freuen uns über jede Scherbe, ein vermeintliches Andenken aus der Steinzeit; seit uralten Zeiten führen wir Kriege gegen die historischen Avaren, die wandernden Zigeuner zu Hause und die mageren Pferdehänd­ler in Arabien.

Nicht die theoretischen Überlegungen eines Voltaire, Spencer, Darwin, Laplace, Kant, Schopenhauer, Nietzsche oder Tolstoj beunruhigen den Kulturmenschen, sondern deren Leichtgläubigkeit.

[...] ln diesem spannenden Trüben entwickeln sich die Kultur, die schönen Künste und die Politik, und mit ihnen zusammen wachsen unter der Glashaube die Pilze. [...] Nicht dies ist der Puls der modernen Kultur. Vedete vedete, non vedete niente - Dante ahnte und wußte auch vielleicht, daß die Kenntnis des Wissens, die Energie des Schöpfers im Sehen steckt, sie ist nicht jedermanns vermeintliches Eigentum.

Voltaire, Spencer, Darwin, Laplace, Kant, Schopenhauer, Tolstoj, Nietzsche und alle Religionsstifter der Welt konnten nichts erfinden, um den Kultur­menschen zu beruhigen, dem Schöpfer näherzukommen, sie konnten keinen Weg vorzeigen, um die göttliche Wahrheit zu entdecken.

Auf dem von Scharlatanen bezeichneten Weg kommen wir nur holprig voran, mal versinken wir rechts, mal links im Sumpf. [...]

So lebst du vor dich hin und sehnst dich nach vergangenen Zeiten [...] — Dein Urgroßvater erwachte zur Zeit der Landnahme - bei den weidenden Herden - das Kind im Schoß der Mutter schlug lachend bei Sonnenaufgang die Augen auf.

Die Mütter hatten keine Sorgen mit Hebammen und Kindermädchen, sie kümmerten sich nie um das Baden, um warme Getränke. Ihre Kinder kämpfen auch heute noch dort auf dem Feld von Tripolis wie einst die -unnen gegen die alten Römer, nicht mit Gewehr und Dynamit - sondern nur mit Gottes Geißel.

Sobald sie zahlenmäßig Zunahmen, wurden sie ansässig, Frauen und Kinder verwuchsen mit den Zelten.

En paar tausend Seelen in Zelten bildeten eine Gemeinschaft. Sie lebten in Gastfreundschaft und Liebe, drinnen das Mädchen mit Varottastrickerei, draußen, im Freien, der junge Spund mit seiner Saat.

Auf den Feldern Weizen, Wicken, Gurken, Melonen und die Kichererbsen, :e Zwiebeln, der Paprika, Kürbisse, Tomaten und der Mais.

Neben dem Stoffzelt die marmornen Schüsseln, Ölbehälter, Getreidemör- se- Gläser, Backbleche, wasserdichte Planen, Teppiche, Haarschnüre, Wäsche, Pantherfelle, Astrachanmützen, Attilajacken, Pferdegeschirr, Kis­sen. verschiedenste Kamelhaardecken.

Diese in Stämmen lebenden Reiternomaden - Beduinen -, unsere einstigen Vorfahren, sind unerläßlich für unsere ursprüngliche Entwicklung.

Und wenn auch heute der glücklichste Mensch derjenige mit den wenigsten
Ansprüchen ist, so denkt das weise Volk Arabiens auch heute nicht an Spielzeuge.

Diesem Volk ist die ernsthafte, sensible Seele angeboren, die an großen Maßstäben geschulte Umsichtigkeit, die unmittelbare Art, die Sonne anzubeten und die Gottestreue - die ruhige Adlernatur.

Wir sehen, wie sie sich mit dieser ruhigen Natur in Baalbek, am großen steinernen Altar versammeln, wir sehen von Damaskus aus Adler heranna­hen, einer hält in seinen Krallen eine Klinge fest, und so fliegt er auf die Schulter Attilas. Hinter diesem Turul mit der Klinge sagt eine Stimme von oben her: Du wirst der größte Heeresführer der Welt, brichst die Herrschaft Roms und besetzt Pannonien für deine Nation. [...]
Und trotz dieser göttlichen Energie überlegen wir uns nach 1500 Jahren noch immer, mit welcher Krone wir die Welt überraschen auf den verstaub­ten Spuren der Hunnen? [...]

Wir wissen nicht, warum der Komet kommen muß, warum es Sternschnup­pen gibt, und wir wissen nicht, warum ein Genie geboren werden muß; [...] Aufgrund dieser Erfahrungen kann ich verkünden, daß alle wichtigsten Ereignisse in den Händen des Schicksals sind, und daß es wirklich so ist, belegen folgende Beispiele: Schauen wir nur den Kamm des Tatragebirges an [...],

von dem aus sich die monumentalste Sicht der Welt vor unseren Augen ausbreitet, unten ist die Lomnitzer Spitze mit dem großen Wasserfall, die fünf Seen im mittleren Gipfel, die Nagyszaloker Spitze mit dem großen Hotel Nagy Tarpatak, ein Motiv, das noch niemand abgebildet hat, ich mußte erst auf den Gedanken kommen, es in Lebensgröße darzustellen. Dort ist weiterhin das Mekka der Maler-das berühmte Etna von Taormina mit dem griechischen Theater, seit 2000 Jahren würde es alle Welt gerne malen, aber hat auch nur einer die wirklichkeitsgetreue Perspektive getroffen?

Also mußte ich auch das malen.

Aber dort ist auch der große Tempel von Baalbek — mit dem großen Stein der Hunnen, auch er verschönt seit 2000 Jahren das Tal des Libanon, doch kein Maler hat ihn je beachtet; auch ihn mußte ich selber aufsuchen und in einem der größtem Freiluftbilder (Pleinair) der Welt (32 m2) an Ort und Stelle in Öl malen.

Und zum Schluß: Hat denn die 6000 Jahre alten Zedern niemand gesehen- kein Maler sie aufgesucht?



Vortrag am 19. 5. 1912 im großen Saal des Bürgerkreises in Lägymänyos-Kelenföld. Budapest (Auszug). ■ 15 

In: Europa, Europa. Das Jahrhundert der Avantgarde in Mittle und Osteuropa, Band 3, pp. 24-25.

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