domingo, 26 de maio de 2013

Muspilli - Weltenbrand nach alter Art

so daz Eliases pluot in erda kitriufit,
so inprinnant die perga, poum ni kistentit
enic in erdu, aha artruknent,
muor varsuuilhit sih, suilizot lougiu der himil,
mano vallit, prinnit mittilagart...
......
Wenn das Blut des Elias auf die Erde niedertropft
dann entbrennen die Berge, kein Baum bleibt stehen
auf der Erde, die Gewässer vertrocknen,
das Moor verschlingt sich, es schmilzt in Lohe der Himmel,
der Mond fällt, es brennt die Erde...


Hitler, ein Filme aus Deutschland (1977) von Hans-Jürgen Syberberg - Prolog




H. Baer (Stimme aus dem Off): Als die gute alte Demokratie
des 20. Jahrhunderts in die Jahre kam,
schickte sie Boten in alle Richtungen,
die den Grund des Elends in der Welt erforschen sollten.
Als die Boten zurückkamen, mußten sie erfahren aus Ost und West,
Nord und Süd, von allen Computern,
den Unbestechlichen, wie man sagt,
daß sie selbst, die Demokratie, die gute alte,
die Ursache allen Elends war, des 20. Jahrhunderts.

Das Kind steht auf und geht in die Welt, im Arm einen Plüschhund mit dem Gesicht Hitlers, am gehängten Hitler vorbei, durch weitere Grotten begeg­net sie, groß auf sie zugehend, der Projektion Lola Montez’ aus dem Lud­wig-Film. Es durchschreitet drei Engel aus dem Bild der Tageszeiten von Runge, durchwandert den Zirkel Gottes von William Blake (ein Zirkel ge­spreizt durch eine Hand von oben gehalten), geht an den Nornen Wieland Wagners vorbei, geht durch eine Caspar-David-Friedrich-Landschaft mit Dürers schwarzem Stein aus dem Bild Melancholia und sieht ein neugebo­renes Kind auf der Wiese aus Runges Morgen.
Dazu nach dem Ende der Götterdämmerung weiter Parisfal-Vorspiel (ab Runge-Engel).

A. Heller (Stimme aus dem Off): Es war in der guten alten Zeit des demokratischen 20. Jahrhunderts, als alle Kinder schon in der Schule zur großen Leistung angehalten wurden, den Fortschritt lernten, wie sie groß und erfolgreich wurden, lernten Geld zu machen, to become rieh and famous, reich und berühmt, wie schon immer in allen unseren Märchen. Und lernten fürs Vaterland sterben, sei süß.

Oder:
Ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach.

Oder:
Die Partei hat immer recht, oder einer für alle, und alle für einen.

Und für diesen Fortschritt lernten sie jedes Opfer zu bringen. Und die Politiker sahen nicht, wie unglücklich die Menschen dabei wurden. Ohne Glück, das man ihnen einst versprochen in den großen, teuren Revolutio­nen. Und da kam einer, der wußte, je größer das Opfer, um so größer der Gott. Und der wußte, daß Blutopfer verlangt wurden und heiligste Güter der Kunst und Moral auf dem Altar des Glaubens. Und sie wußten noch aus altem Gefühl und wie er ihnen sagte, daß, wer opfert, erwählt ist. Ein erwähltes Volk. Und da kam jener aus der sagenhaften Nullität des Nichts, aus der Landschaft und den Wäldern jenes Volkes zu ungeahnten Ener­gien, von allen getragen, jener Mehrheit, der Qualität dieses Jahrhunderts, geliebt wie kein Mensch zuvor und mystisch erlöst, ein erlöster Erlöser. Ein wirkliches Wunder. Bereit zum totalen Risiko ewiger Verdammung oder des größten Lichts im Auge, über die Berge schreitend, und durch Meere des Blutes, die stöhnenden Flüche der Opfer im Ohr, des großen Massenjubels aller Orten, in seiner Mitte der Welt, die damals Mitte unserer Erde war oder sein sollte. Für alle die guten Willens waren oder richtiger Art und Rasse.

Und dieser Erwecker aller Mehrheiten der Mitte, heimlich geliebter aller Gedemütigten und der Völker der Dritten Welt, das große Tabu heute in Ost und West, verstoßen und einsam nun, verlassen, wie von ihm selbst prophezeit, ein weggeworfener schwarzer Messias, schwarze Pest und Krebsgeschwür der Massenbewegungen und aller ihrer somnambulen Riten, Teufel und ewiger Versucher der Demo­kratie oder hypnotisiertes Weltmedium der Massen oder Werkzeug der kapitalistischen Ausbeutung und sozialer Explosionen, wo ist sein Anfang und wie können wir es fassen, darstellen in alten Bildern für unsere Zeit. Noch einmal die alten Dionysos-Riten der Selbstopferung. Abendländi­sche Zeremonien, Feste des Untergangs, eine letzte Erinnerung an ferne Mythen von Gottesnähe durch Blutopfer und Zerfleischung des eigenen Sohns. Und sie wissen nicht, was sie tun, aufwachend am Ende wie aus einem fernen Traum ihrer eigenen Schuld. Letzter Versuch Europas, sich selbst zu behaupten nach alter Tradition, im neuen Gesetz der Massen. Verzweifelnd in Ohnmacht, ein Rätsel für alle Zuschauer auf ewig, bevor es aufgeschrieben wurde zwischen den Händler- und Funktionärsstaaten in Ost und West. Befreit endlich von sich selbst im sehnsüchtigen Todes­rausch.

Ein Nachspiel vom tragischen Fall dieses Abendlandes, das Satyr-Spiel vom Tod des Lichtes mit aller Schuld rundum der Täter, aber auch der Opfer, der Mitläufer und Gegner, der Juden und Sieger von Versailles, Deutschlands, Europas und der Welt?

Angekommen in einer Caligari-Projektion, d. h. einer expressionistischen Filmarchitektur aus unserer kleinen Welt, legt das Mädchen die Hitler-Pup­pe in eine Wiege. Der Teufel kommt von hinten vor und beugt sich über die Wiege und verwandelt sich in einen schwarzen Adler, der über der Wiege erstarren wird. Dazu weiter Parsifal-Vorspiel, leiser werdend.

In der Caligari-Dekoration stehen die Figuren des deutschen expressioni­stischen Films. Aus Caligari, Alraune, Nosferatu und Algal, mit Conrad Veidt, Lil Dagover und Werner Krauss.

Noch einmal die alte Geschichte vom Kampf des Elias mit dem alten Satan, dessen Blut im Sieg auf die Erde tropft und alles rot in Flammen setzt. Noch einmal das Bild von der alten Lebens wette mit Welt in Brand und Weltgericht am Ende, um die Seele des Menschen, seine letzte Chance vor dem Untergang und vor dem Abzug der Götter von dieser Welt und vor dem Auszug der Götter aus dieser Welt. Muspilli. Weltenbrand nach alter Art:

Hitler (1932): Ich habe mir eines vorgenommen, die Herren haben ganz recht. Wir sind intolerant. Ich habe mir ein Ziel gestellt, nämlich die 30 Parteien aus Deutschland hinauszufegen.

Masse: Bravo!

Hitler: Sie verwechseln mich immer mit einem bürgerlichen odereinem marxi­stischen Politiker, der heute SPD und morgen USPD und übermorgen KPD und dann Syndikalist oder heute Demokrat und morgen Deutsche Volkspartei und dann Wirtschaftspartei ist. Sie verwechseln uns mit ihresgleichen selbst. Wir haben ein Ziel und verfechten es fanatisch rücksichtslos, bis ins Grab hinein.

Stimme: Ruhe!

A. Heller (Stimme aus dem Off): So inprinnant die perga, poum ni kistentit, enihc in erdu, aha artrucknent . . . mano vallit, prinnit mittilagart. «Die Berge brennen, die Bäume verschwinden von der Erde, die Flüsse ver­trocknen, der Mond fällt und schließlich brennt der ganze Erdenkreis.»

Am Ende dieses Vorspanns der Titel des ersten Teils: Hitler. Ein Film aus Deutschland. Noch einmal groß die Black Mary als Titeluntergrund. In der Glaskugel.

In: Hitler, ein Film aus Deutschland. Hamburg. 1978, S. 74-77.

Partial English Version:




Full English Version:

http://www.syberberg.de/Syberberg2/Events_2003/uncut.html

I have planned one thing,
the gentleman are quite right
We are intolerant. I have only
one aim; to sweep away...
...all the thirty parties from Germany
They keep on mistaking me for a
bourgois or Marxist politician...
... who is today SPD, tomorrow USPD...
...the next day Communist,
the next day Trade Unionist...
...or today Democrat and tomorrow
German Peoples Party...
...then economic Party
They mix us up with one of their own kind
We have only one aim and we shall fight
for it with a fanatical ruthlessness...
...until death.
(Hitler, 1932)

Hitler A Film from Germany
From the Cosmic Ash-Tree to Goethe's
Oak and the Beeches of Buchenwald


Muspilli
aus Mittelalter Lexikon, der freien Wissensdatenbank

Muspilli. Ahd. christliche Stabreimdichtung in bayrischer Mundart, in einem Regensburger Fragment aus den Jahren 821 - 827 enthalten, das seinerseits auf einer älteren Fassung beruht. Geschildert werden das Jüngste Gericht und der Weg der abgestorbenen Seele. Drastisch werden die Höllenstrafen für unbußfertige Sünder und die Einkehr ins Paradies für gottgefällige Christen beschrieben. Das Muspilli stellt eine Bußpredigt in Anlehnung an die germanische Vorstellung vom Weltenbrand dar. (Der Name der Dichtung wurde von dem oberpfälzer Germanisten J. A. Schmeller im 19. Jh. nach dem im Text vorkommenden Wort muspilli eingeführt: "dar nimac denne mak andremo helfan uora demo muspelle" (Vers 57). Das Wort ist etymolog. ungeklärt, dürfte aber dem Kontext nach einem Endkampfmythos zuzuordnen sein und für Weltende oder Weltgericht stehen.) Der Versbau der Dichtung entspricht häufig nicht der Stabreimregel; es gibt neben Versen ohne Alliteration schon solche mit Endreim. Textauszug:

so daz Eliases pluot in erda kitriufit,
so inprinnant die perga, poum ni kistentit
enic in erdu, aha artruknent,
muor varsuuilhit sih, suilizot lougiu der himil,
mano vallit, prinnit mittilagart,
......
Wenn das Blut des Elias auf die Erde niedertropft
dann entbrennen die Berge, kein Baum bleibt stehen
auf der Erde, die Gewässer vertrocknen,
das Moor verschlingt sich, es schmilzt in Lohe der Himmel,
der Mond fällt, es brennt die Erde,

http://u01151612502.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Muspilli

http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/09Jh/Muspilli/mus_frag.html

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